Fünfzig Tage nach Ostern feiert die Kirche das Pfingstfest. In der Apostelgeschichte wird erzählt, wie Männer und Frauen voller Begeisterung von Jesu Taten berichteten. Und sie taten es, erfüllt mit der Kraft des Heiligen Geistes. Und wir alle spüren es – von dieser Begeisterung von den Anfängen der Kirche ist zurzeit wenig zu spüren.
Vor einiger Zeit habe ich meinem Team ein Büchlein von Matthias Sellmann geschenkt. Es war als Ermutigung gedacht. In der Einleitung erklärt der Autor, dass Christsein zum Minderheitsphänomen wird. «Wir bewegen uns in die nach-christliche Gesellschaft» (S. 12). Dann führt er weiter aus: Wer das Christsein weglege, der befreie sich von «jener realen kulturellen Kraft, die nachweislich eine Menge geschafft hat. Alles andere wäre ein zu billiger Gegner. Man bestreitet ja nicht die Schönheit Skandinaviens nur deswegen, weil man noch nie dort sein konnte» (S. 15). Der Autor wirbt in seinem Buch für ein Minimum an Respekt für eine bestimmte Form von geistlicher Lebensklugheit, die das Christsein entdeckt hat und die von allen Menschen – auch Nichtchrist*innen genutzt werden kann.
Diese geistliche Lebenspraxis besteht aus den drei folgenden Kompetenzen: immer weniger wegrennnen (physis), aus sich herauskommen (kenosis) und Kraft von aussen aufnehmen (dynamis). Und jede Kompetenz wird einem der drei grossen Feste im Jahr zugeordnet: Weihnachten (immer weniger wegrennen), Ostern (aus sich herauskommen) und Pfingsten (Kraft von aussen aufnehmen). Und da wir Ende Mai das Pfingstfest gefeiert haben, nun etwas zur dritten Kompetenz – Kraft von aussen aufnehmen.
Wenn wir einen Blick in die Evangelien werfen, dann begegnen uns viele Geschichten von Jesus von Nazareth. Diese Geschichten von ihm erzählen vom Guten. Davon geht eine Kraft aus. Diese Kraft wird in der Bibel «Dynamis» genannt. Sie bedeutet «Fähigkeit, die Macht und die Kraft des Guten». Menschen sprechen von «Heil» oder von «Segen», andere von «Glück» oder «Erfüllung» oder «Gelingen», das sie erfahren haben. Und gerade an Pfingsten «trainieren die Christenmenschen, dass es diese Kraft gibt; dass sie zugänglich ist; dass sie inspiriert, motiviert und aktiviert» (S. 118).
Möge diese Kraft des Guten Sie weiterhin erfüllen und begeistern jeden Tag, auf dass Sie immer wieder denken können: «Ich vermag nämlich alles, weil Christus mich dazu stark macht» (Philipperbrief 4,13).
Literaturangabe:
Matthias Sellmann, Was fehlt, wenn die Christen fehlen? Echter Verlag GmbH, Würzburg 2020.
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