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Pfarreiblatt Februar

Sollen wir den Spuren folgen oder uns an Neuem orientieren? (Foto: Lukas Briellmann)

Folge (nicht) den Spuren der Meister

Spuren haben etwas Faszinierendes, vor allem frische Spuren, die wir in einer unberührten Landschaft vorfinden. Sie zeigen in eine Richtung, geben unseren Augen Halt, und wenn wir verunsichert sind und nicht mehr genau wissen, wohin wir uns wenden sollen, folgen wir ihnen gerne.

Vor vielen Jahren durfte ich die Bergwanderung über den Lötschbergpass ins Wallis machen. Von Kandersteg führte der Weg über das wunderschöne Gasterntal hinauf zur Lötschberghütte. Dabei musste ich auch ein kleines Stück über den Lötschegletscher gehen. Als ich da am Rand des Eisfeldes stand, wurde mir sehr bewusst, dass ich mit Gletschern keine Erfahrung hatte. Und da ich alleine unterwegs war, entschloss ich mich, den Spuren einer Wandergruppe zu folgen. Nach einiger Zeit holte ich sie ein, weil sie langsamer wurde. Sie wusste auch nicht mehr, wo es weiterging. Um uns herum waren überall kleine Gletscherspalten. Da wurde mir schon ein wenig mulmig zumute. Ich entschloss mich, umzukehren und meinem eigenen Instinkt zu folgen. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich wieder festen Felsgrund unter meinen Füssen hatte.

Es lohnt sich nicht immer, den Spuren anderer zu folgen. Oder anders gesagt: Wenn ich schon anderen Spuren folge, dann sollte ich mein eigenes Urteilsvermögen nicht ausschalten. Kürzlich stiess ich auf ein Weisheitswort des japanischen Dichters Bashô (1643 – 1694). Dieser schreibt:

Folge nicht den Fussspuren der Meister: Suche, was sie gesucht haben.

Spuren im christlichen Glauben
In unserem Glauben und auf unserem Lebensweg finden wir immer wieder Meister und Vorbilder, die uns beeindrucken. Nicht selten verspüren wir den Drang oder werden sogar dazu aufgefordert, ihren Spuren zu folgen, so auch in unserem christlichen Glauben.

Das Wort von Bashô hingegen sagt mir, dass ich genau das nicht machen sollte. Sonst kann es sein, dass ich an einen Punkt komme, der mich überfordert oder einfach nicht meinen Fähigkeiten entspricht. Vielmehr sollte ich weiter blicken als auf die Spuren unmittelbar vor mir und mich mehr auf das ausrichten, was sie gesucht haben. Dabei darf ich meinen eigenen Weg gehen, in meinem Tempo und mit einem Schwierigkeitsgrad, der zu mir passt.

Sucht und ihr werdet finden!
Bezogen auf unseren Meister, Jesus Christus, heisst das dann, dass ich nicht so werden muss wie er. Meine Füsse müssen nicht in seine Spuren passen. Auch nicht in die Spuren anderer Menschen. Aber was er gesucht und gelebt hat, die Fülle des Lebens und eine Gottesnähe, die zugleich Kraft, Inspiration und Herausforderung ist, diesen Horizont will auch ich suchen und leben – auf meine Art und Weise. «Sucht, und ihr werdet finden!» (Lk 11,9)

Lukas Briellmann