Buchrain Perlen
Ebikon
Root

Tiefe Freude ist still

Tiefe Freude wächst aus der Stille. Mütter und Väter betrachten in Liebe ihr neugeborenes Kind. Diese staunende Freude ist kein lauter Jubel, kein ekstatisches Feiern, sondern eine tiefe, fast unbeschreibliche Ergriffenheit. Etwas im Innersten bewegt sich, ohne dass es Worte dafür gibt und braucht.

Weihnachten

So ist es auch beim Fest der Geburt von Jesus Christus. Wir hören davon im bekannten Weihnachtslied «Stille Nacht, heilige Nacht». Die schlichte Melodie und die einfachen Worte deuten darauf hin, dass wahres Glück nicht laut und bunt sein muss. Es wächst in der Stille, wenn wir uns öffnen für das, was grösser ist als wir.

Nicht alle sehen das so. Vor einem Jahr habe ich in einem Zeitungsartikel gelesen: «Es ist ein bis heute ungelöstes Rätsel, warum die hiesigen Kirchen auf solche Lieder setzen: ohne Groove, ohne Rhythmus … Eigentlich geht es ja um ein freudiges Ereignis, die Geburt Jesu. Aber statt zu jubeln und zu feiern, ermahnen uns die Lieder zur Ruhe und Andacht.» Für die Autorin dieser Zeilen scheint Ausgelassenheit den Geist des Festes auszumachen. Im Übrigen wird es in der zweiten Strophe durchaus laut: die Freude über die Geburt soll alle Welt erreichen.

Die Sprache der Stille

Die Kraft und das Wunder von Weihnachten liegen in der Stille. Diese hat eine eigene Sprache. Sie wird nur hörbar, wenn die lauten Töne abklingen. In einer Welt, die selten ruht, erinnert dieses Fest daran.

In der Sprache der Stille ist das Geheimnis des Lebens verborgen, das Geheimnis Gottes, das Geheimnis von uns selbst.

Ich wünsche Ihnen frohe, erfüllende Festtage. 

Andres Lienhard,
Pfarreiseelsorger Ebikon