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Im Dunkel scheint das Licht

Die Worte «Mehr Licht!» werden oft Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), deutscher Dichter, Naturforscher und Politiker, in den Mund gelegt. Es soll sein letzter Ausruf auf dem Sterbebett gewesen sein. Ob das tatsächlich so war, ist umstritten. Der Satz «Mehr Licht!» passt jedoch gut in die Advents- und Weihnachtszeit. In der dunklen Jahreszeit wird jeden Sonntag eine Adventskerze mehr angezündet und so erfreuen wir uns schliesslich über immer mehr Licht.

Seit der Herbst-Tag- und Nachtgleiche, die jeweils auf den 22., 23. oder 24. September fällt, werden die Tage kürzer und es wird früher dunkel. Den kürzesten Tag, also die Wintersonnenwende, erwarten wir in diesem Jahr am 22. Dezember um 04:27 MEZ. (Quelle: https://weltzeituhren.info/wintersonnenwende-wann-ist-wintersonnenwende/)

 

Adventszeit

In der dunklen Jahreszeit zünden die Menschen wieder vermehrt Kerzen an. Auch das christliche Brauchtum hat’s mit dem Licht und den Kerzen. Mit jeder angezündeten Kerze am Adventskranz rückt das Weihnachtsfest näher und näher. Advent, vom Lateinischen adventus, heisst Ankunft. In dieser Zeit, in der immer mehr Kerzen angezündet werden, warten wir auf die gute Nachricht: «Ein Kind ist uns geboren». Wir nehmen uns Zeit und warten auf Weihnachten. Das kommt im Brauch des Adventkalenders gut zum Ausdruck, wenn die Kinder jeden Abend ein weiteres Türchen am Kalender öffnen können.

 

Licht für die, die nicht gesehen werden

Sie kennen vermutlich die Sätze aus der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht (1898-1956), deutscher Lyriker: «Denn die einen sind im Dunkeln und die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.» Wir wissen es alle. Immer mehr Menschen leben im Dunkeln – und das nicht nur in Krisengebieten. In der Adventszeit können wir unsere inneren Antennen ausrichten auf jene, die Licht so bitter nötig haben. Da haben wir alle Ideen und Möglichkeiten, mit kleinen oder grösseren Aufmerksamkeiten Licht ins Dunkel zu bringen.

 

Und jetzt dann Weihnachten

Wir feiern die Geburt Jesu am 25. Dezember. Das Fest beginnt aber bereits mit dem Dunkelwerden, also am Abend vor dem eigentlichen Festtag. Es ist der «Heilige Abend». Erst im Jahre 354 legte Papst Liberius den Weihnachtstermin auf den 25. Dezember. Bis ins Mittelalter war dies der Termin der längsten Nacht. In der dunklen Nacht wird uns ein Kind geboren, das erwachsen geworden, von sich selbst sagt: «Ich bin das Licht der Welt» (Joh 8,12).

 

Wenn einer dem anderen Licht scheint, wenn die Not des Unglücklichen gemildert wird,
wenn Herzen zufrieden und glücklich sind, steigt Gott herab vom Himmel und bringt das Licht:
Dann ist Weihnachten.

 

Mit diesen Liedzeilen aus Haiti aus einem Weihnachtslied wünsche ich allen viel Lichtvolles in der Advents- und Weihnachtszeit und frohe Festtage.

Regina Osterwalder,
Pastoralraumleiterin Rontal