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Pfarreiblatt April

(Fotos: Lukas Briellmann)

 

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Leitartikel: Ostern an der Strassenecke

 

Früher gab es in unserer Gegend in jeder Wohnung ein Kreuz, manchmal sogar mehrere. Sie hingen in der Küche, über dem Bett im Schlafzimmer, im Wohnzimmer. Auch ausserhalb des Hauses traf man überall auf dieses christliche Zeichen: in der Schule, in der Dorfbeiz, in der Bäckerei usw. Mit der Auflösung der volkskirchlichen Strukturen und der wachsenden Säkularisierung sind jedoch das Kreuz und religiöse Symbole immer mehr aus der Öffentlichkeit verschwunden. Wir sind keine christliche Gesellschaft mehr, sondern eine plurale. Als Christ*innen mögen wir uns darüber ärgern, dass der christliche Glaube an Bedeutung verloren hat, aber wenn wir die Entwicklung der letzten Jahrzehnte zurückverfolgen, dann ist dies ein logischer Schritt einer Entwicklung, die schon lange begonnen hat. Die Form der Kirche, wie wir sie in unserer Kindheit kennengelernt haben, ist am Sterben.

 

Das Kreuz – eine Sackgasse
Als ich vor Jahren in Florenz Ferien machte, stiess ich bei einem Stadtbummel auf das Strassenschild auf der Titelseite. Eine Sackgasse. Und auf diesem uns allen bekannten Verkehrszeichen fand sich der gekreuzigte Christus. Das Schild war nicht etwa überklebt oder verunstaltet. Nein, der Gekreuzigte war in dieses alltägliche Symbol integriert worden, und die Sackgasse hob auf moderne Art etwas hervor, das so tief in der Erfahrung des Kreuzes enthalten ist: Ende, fertig, es geht nicht mehr weiter. So ist auch das Gefühl vieler der Kirche gegenüber. Sie kommen sich vor wie in einer Sackgasse. Die vielen Kirchenaustritte unterstreichen dieses Gefühl.

Es ist nicht angenehm, Teil einer Struktur zu sein, die am Sterben ist. Nein, es ist eine grosse Herausforderung. Aber gerade dieses moderne modifizierte Strassenschild, kann uns einen Weg aus der Lähmung aufzeigen.

 

Das Kreuz – Signal für eine neue Zukunft
Das Strassenschild in Florenz ist für mich ein Ausdruck, dass der Glaube nicht einfach aus unserer Gesellschaft verschwunden ist, aber wir müssen vielleicht an ungewohnten Orten suchen.

Und bei dieser Suche sollten wir nicht in eine Hektik und einen Aktivismus verfallen. Damit lösen wir die Probleme nicht. Bedachtsamkeit ist angesagt. Nur in der Ruhe können wir die Zeichen der Zeit wahrnehmen. Nur wenn wir abbremsen, können wir auch unsere Richtung ändern.

Und schliesslich ist das Kreuz selbst seit 2000 Jahren das Kernsymbol unseres Glaubens. In diesem Kreuz sind wir als Christ*innen nicht nur an die Sackgasse des Sterbens und des Todes erinnert, an den Schmerz und den Verlust. Das Kreuz ist auch Ausdruck unseres Glaubens, der am Ostermorgen die Erfahrung macht, dass da etwas Neues anbricht, etwas das unser Vorstellungsvermögen übersteigt. Kann dies nicht gerade auch für unsere Kirche und unseren Glauben zutreffen?

An vielen Orten ist das Kreuz verschwunden, das stimmt. Und da ist ein Schmerz über das Verlorene, den wir nicht leugnen dürfen. Aber mitten unter uns entsteht etwas Neues. Die alten Wahrheiten erhalten eine neue Gestalt, an oft überraschenden Orten. Ostern eben! Die Freund*innen Jesu werden es damals nicht viel anders erfahren haben.

 

Lukas Briellmann

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