Oft ist die Woche zwischen Weihnachten und Neujahr von verschiedensten Jahresrückblicken geprägt. Es wird fröhlich Bilanz gezogen, wichtige Ereignisse werden herausgehoben und damit gleichzeitig anderes ausgeblendet. Solch bewusstes Ordnen und Vergewissern des Vergangenen prägt, wie wir die Welt und unseren Platz darin wahrnehmen und welche Handlungsmöglichkeiten wir für unsere Zukunft als sinnvoll und realistisch einschätzen.
Rückblick und Vorsätze
Viele Leute ziehen auf den Jahreswechsel hin auch persönlich Bilanz. Was hat sich verändert in diesem Jahr? Habe ich vielleicht ein lang angestrebtes Ziel endlich verwirklichen können oder ist ein langjähriges Projekt gescheitert – sei dies beruflich oder auf der Beziehungsebene. War es ein gutes oder ein schwieriges Jahr oder irgendwo dazwischen? Auf dieser Basis werden dann oft die berühmt berüchtigten Vorsätze für das neue Jahr gefasst.
Das Verhältnis von Zukunft und Vergangenheit
Natürlich wissen wir nie genau, wie das Verhältnis zwischen vergangenem und zukünftigem Leben für uns persönlich aussieht. Als Seelsorgerin begegne ich in den Ebikoner Alterszentren oft Menschen, bei denen ziemlich klar ist, dass ihre vorhersehbare Zukunft immer kürzer wird, im Vergleich zu der Zeit, die sie schon durchlebt haben. Als ich mir im Hinblick auf den «Marktplatz Alter» am Jubiläumsanlass des Zentrums Höchweid letzten September überlegt habe, welches meine spezifische Perspektive als Seelsorgerin auf das Thema Alter ist, bin ich dann genau auf diesen Reichtum an Lebenserfahrung gekommen.
Von erfahrenen Menschen lernen
Immer wieder lerne ich etwas über unsere Welt und über mein Leben, wenn ich den Erinnerungen von Menschen lausche, die schon über 80 oder 90 Jahre gelebt haben. Lernen kann ich nicht nur über Realitäten, auf die sie Bezug nehmen, wie etwa das Einkaufen mit Rationierungsmarken im Zweiten Weltkrieg oder das Aufwachsen in einer Grossfamilie auf einem abgelegenen Bauernhof mit einem Schulweg von über eineinhalb Stunden. Da wird das im Geschichtsunterricht angeeignete Wissen plötzlich lebendig. Lernen kann ich vor allem auch davon, wie erinnert wird. Wie auf diese Realitäten Bezug genommen wird und
welche Konsequenzen sie aus diesen Erfahrungen für ihr Leben gezogen haben.
Kindheitserinnerungen
So habe ich versucht, an unserem Marktstand mit den Jubiläumsgästen über ihre Lebenserfahrung in den Austausch zu kommen. Am erfolgreichsten war dabei die Frage nach besonders schönen Kindheitserinnerungen. Da wurde uns vom Kabisklau im Pfarrhausgarten erzählt, von den schönen Locken eines jüngeren Geschwisters, die der Schere zum Opfer fielen, aber auch von der Ehre, in einem Umzug als Engel verkleidet mitgehen zu dürfen. Welche Erinnerungen nehmen Sie mit ins neue Jahr und
was ist Ihnen daran wichtig für die Zukunft?
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