Mitte März war Redaktionsschluss für den Leitartikel des Mai-Pfarreiblattes. Die Idee war, etwas über den Monat Mai zu schreiben – so ganz nach dem Motto «Der Mai ist gekommen», wie es in einem deutschen Volkslied heisst. Aber es kam anders – nun herrscht Krieg in der Ukraine.
Ein Artikel über den Monat Mai mit seinen Bräuchen und mit den verschiedenen Volksliedern, die den Mai zum Thema haben, wäre leichtere Kost gewesen. Und das spätromantische Frühlingsgedicht von Emanuel Geibel «Der Mai ist gekommen», das dann von Justus Wilhelm vertont wurde und als Frühlings- und Wanderlied populär wurde, hätte auch Mai-Gefühle wecken können.
Ob schon Friede ist?
Beim Schreiben dieses Artikels ist März und aus der Ukraine flüchten Tausende Familien mit ihren Kindern. Am Mittwoch, den 8. März haben die Glocken der Kirchen morgens um 10.00 Uhr geläutet, um damit den Protest gegen diesen Krieg auszudrücken. In der ganzen Schweiz wird gegen den Krieg demonstriert und für den Frieden gebetet. Niemand weiss, wie lange dieser Krieg dauern wird und ob dann im Mai wieder Friede ist, wenn Sie das Pfarreiblatt mit diesem Artikel in den Händen halten. Und so ist die Frage, ob schon Friede ist, berechtigt.
Hoffen in Krisenzeiten
Unzählige Berichterstattungen in den Medien berichten zurzeit über das Kriegsgeschehen und über die Folgen für die Zivilbevölkerung. Kann oder darf trotzdem über den Frieden nachgedacht und gesprochen werden oder ist es nur naiv, in diesen Zeiten überhaupt daran zu glauben oder gar auf Frieden zu hoffen?
Johan Galtung gilt als Gründungsvater der Friedens- und Konfliktforschung. Im Jahre 1959 gründete er in Oslo das erste Friedensforschungsinstitut Europas. Galtung ist überzeugt davon, dass wir Menschen die innere Neigung und Kraft besitzen, Probleme auch anders zu lösen als mit Gewalt. Zu dieser Haltung gehören Mitgefühl, Kreativität, Wissen, Optimismus und auch ein langer Atem.
Der Feigenbaum
In schwierigen Zeiten schöpfen Menschen ihre Hoffnung aus Visionen und Bildern. Auch das Buch der Bücher – die Bibel – lebt von solchen Bildern und Visionen. Neben dem Olivenbaum ist der Feigenbaum im Land der Bibel eine der wichtigsten Pflanzen. So sind auch Weisheiten mit dem Feigenbaum verbunden.
Es ist ein Aufruf für Hoffnung und Zuversicht. Menschen, die sich gewaltlos für den Frieden engagieren, bergen sich in solchen Bildern und Sätzen. «Oh, das ist aber nicht viel», denken Sie vielleicht. Und dennoch stärken solche Bilder und Sätze die Hoffnung auf Frieden. Mögen auch Sie daraus Kraft schöpfen.
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