Nach der Demission von Beat Jung ist Joseph Chidi Anumnu seit dem 1. Mai 2022 für die priesterlichen Dienste im Pastoralraum zuständig. Im Gespräch mit Dunja Kohler-Pfister erzählt er unter anderem, wie er die letzten Monate im Rontal erlebt hat, wie es ihm in der Schweiz gefällt und was ihm in seinem Beruf wichtig ist.
Herr Anumnu, möchten Sie sich kurz vorstellen?
Ich bin Joseph Chidi Anumnu, bin 42 Jahre alt, komme ursprünglich aus Nigeria und bin das älteste von zehn Kindern. Ich habe eine schöne Kindheit erlebt: zwar eine einfache und demütige, aber eine sehr schöne. Meiner Grossmutter, bei welcher ich ab sieben Jahren gelebt habe und die leider schon früh verstorben ist, verdanke ich viel. Sie hat mir beispielsweise auch beigebracht zu kochen, was mir heute sehr zugute kommt. Sie war ein wahrer Engel.
In der Stadt Okigwe habe ich sodann das Gymnasium besucht und anschliessend das Priesterseminar – der erste Schritt in Richtung Priester. Nach meiner Ausbildung wurde ich am
22. August 2009, am Tag des Maria-Königin-Festes zum Priester geweiht. Dieses Jahr sind es nun bereits dreizehn Jahre. Danach arbeitete ich drei Jahre in meinem Heimatbistum (Okigwe/Nigeria), bevor ich im Oktober 2012 mit einem Stipendium nach Deutschland gekommen bin. Da absolvierte ich mein Aufbaustudium und arbeitete im Anschluss im Bistum Limburg. Nun freue ich mich, seit bald einem halben Jahr hier im Pastoralraum Rontal als Kaplan tätig zu sein.
Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Kaplan und Pfarrer?
Der Pfarrer leitet eine Pfarrgemeinde, während der Kaplan, der ebenfalls ein Priester ist, eine mitarbeitende Funktion innehat.
Wieso sind Sie Priester geworden? Was hat Sie dazu bewogen?
Als Junge war es mein Traum, Priester zu werden. Wir hatten in unserem Heimatort sehr gute und nette Priester. Sie waren meine Vorbilder als junger Messdiener und haben mich motiviert, ebenfalls Priester zu werden. Während den Gottesdiensten habe ich jeweils gedacht: «Das möchte ich eines Tages auch machen.» Mein Traum ist glücklicherweise wahr geworden.
Herr Anumnu, Sie stammen aus Nigeria, haben in Deutschland studiert und gearbeitet und sind nun bei uns in der Schweiz. Wie gefällt es Ihnen hier im Rontal? Haben Sie sich bereits gut eingelebt?
Mir gefällt es sehr gut und ich fühle mich hier wirklich sehr wohl. Die Schweizer sind sehr nette und hilfsbereite Leute. Nach meiner Ankunft wurde ich sehr unterstützt, angefangen bei der Wohnungssuche bis hin zu meinen Teamkollegen, die mich gut aufgenommen und in die Arbeit eingeführt haben. Ausserdem habe ich bereits einigen schönen Veranstaltungen und Gottesdiensten beigewohnt, wie der Prozession zum Fronleichnam, dem Hasliwaldgottesdienst oder verschiedenen Mittagstischen in den drei Pfarreien, wo ich schon einige freundliche Leute kennenlernen und mich austauschen konnte.
Lustigerweise überreichte mir mein ehemaliger deutscher Chef Pfarrer Werner Portugall ein Stück Schweizer Käse als Abschiedsgeschenk. So wusste ich, was auf mich zukommt. Ich esse selbst nicht viel Käse, aber zum Glück vertrage ich ihn. An den hohen Käsekonsum und an das Schweizerdeutsche muss ich mich wohl aber noch gewöhnen [lacht]. Das Leben in der Schweiz ist auch teurer, aber was ich hier besonders schön finde, ist, dass die Schweizer*innen sehr stolz auf ihr Land sind. Das ist eine gute Sache und darüber freue ich mich.
Wie unterscheidet sich die Ausübung Ihres Berufes hier in der Schweiz zu Nigeria? Gibt es Unterschiede?
Der Dienst eines Priesters ist überall der gleiche: Es ist ja die gleiche katholische Kirche mit den gleichen Sakramenten und den gleichen grundlegenden Theologien. Der Unterschied besteht jedoch im Umfeld, der Mentalität des Volks und allgemein in der Leitung und der Organisation der kirchlichen Strukturen, wie auch in der Vergütung der kirchlichen Mitarbeiter*innen. In Nigeria beispielsweise ist der Priester auf das Wohlwollen der Bevölkerung angewiesen, wie Opfergaben oder Mahlzeiten, denn von der katholischen Kirche erhält er keinen Lohn wie hier in der Schweiz durch die Steuern.
In Nigeria sind die Leute generell sehr gläubig. Das hängt mit den wirtschaftlichen und finanziellen Verhältnissen zusammen, aber auch mit der Gesellschaft. Ausserdem ist es in Nigeria keine Seltenheit, dass während des Gottesdienstes mal getanzt und voller Inbrunst gesungen wird. Wer weiss, vielleicht ändert sich das hier im Rontal ja auch bald [schmunzelt]?
Was ist Ihnen wichtig in Ihrem neuen Amt als Kaplan im Pastoralraum Rontal und was gefällt Ihnen besonders gut an Ihrer Arbeit?
Mir ist es wichtig, meinen priesterlichen Dienst gut auszuüben, ein gutes Miteinander im Arbeitskreis sowie einen guten Kontakt mit den Menschen unseres Pastoralraumes zu pflegen. Mein Beruf als Priester gibt mir die Möglichkeit, am Leben der Menschen teilzuhaben: ihre Sorgen und Ängste zu teilen, aber natürlich auch ihre Freude – sie also in allen Lebenslagen zu unterstützen. Das liegt mir am Herzen.
Besonders schön finde ich denn auch das freudige Ereignis der Taufe, bei der ich ein kleines Kind auf dieser Welt willkommen heissen und für einen guten Start in das Leben segnen darf.
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